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Pilgerweg 4

Neustadt i.H. - Näthkamp - Kolksee - St. Michaelis, Eutin

Pilgern in Ostholstein: Gekreuzigter am Schönfeldt-Altar, St. Michaelis, Eutin. Foto: Döbler
© Kirchenkreis Ostholstein

Gekreuzigter am Schönfeldt-Altar, St. Michaelis, Eutin. Foto: Döbler

 

Horst Grümbel

Kurswechsel – Wechselkurs

Heute sind wir zu dritt: Angelika, Birgit und ich. Vor uns liegt der Weg von Neustadt nach Eutin. Es ist ein heißer Tag. Wir freuen uns über die Kühle in der Neustädter Stadtkirche. Schweigend verweilen wir in dem eindrucksvollen Raum. Nach einer Atemübung zitiere ich Psalm 104,24:

"Herr, wie sind deine Werke so groß und viel.

Du hast sie alle weise geordnet,

und die Erde ist voll deiner Güter."

Der Vers soll uns begleiten.

Wir gehen die Straße hinab zum Hafen und weiter, bis wir auf die Markierung des Europäischen Fernwanderweges E 1 treffen, das Andreaskreuz (X). Dieser Markierung werden wir folgen bis Eutin.

Ab Gut Sierhagen gehen wir schweigend im jeweils eigenen Tempo. Ich rufe mir den Psalmvers ins Gedächtnis. Ein Satz vertrauensvoller Zuversicht. In Ostholsteins wunderschöner Landschaft bewährt er sich. Aber ich frage mich auch: Kann ich ihn – angesichts grauenhafter Naturkatastrophen – ohne weiteres nachsprechen?

Im Wald vor Gömnitz erzählt Angelika, dass sie mit dem Wort "Kurswechsel" unterwegs ist.

In einem Gespräch hat eine Frau ihr dieses Wort mitgegeben. Sie erzählt, dass sie mit diesem Wort zunächst nichts anfangen konnte. Dann hat sie spielerisch Assoziationen gebildet. Plötzlich war das Wort "Wechselkurs" da. Der Wechselkurs gibt den Wert einer Währung zu einer anderen Währung an. Das war der Impuls: "In welchem Verhältnis stehe ich zu den Menschen, mit denen ich lebe? Muss hier etwas neu bestimmt werden?"

Froh und dankbar sind wir, als wir hinter Näthkamp den Wald erreichen. Das Thermometer auf meinem Schrittzähler zeigt 33°. Im Wald dann ein übler "Verhauer". Wir folgen dem breiten Weg. Als wir an eine Kreuzung kommen, ist keine Wegmarkierung zu finden. Also zurück zur letzten Markierung. Wir hätten einem völlig zugewachsenen schmalen Pfad folgen müssen.

Als wir den Kolksee erreichen, verlassen wir den Weg und umrunden den See, der völlig von Wald umgeben ist. Immer wenn ich an diesem kleinen See bin, kommt mir die Musik "Zaubersee" von Anatol Liadov in den Sinn.

Am Großen Eutiner See entscheiden wir uns für den Weg am nördlichen Seeufer entlang – wegen der schattenspendenden Bäume.

In St. Michaelis in Eutin gehen wir in die kleine Kapelle mit dem Schönfeld-Altar. Schweigend rufen wir uns die Erlebnisse auf dem Weg in Erinnerung. Dann erheben wir uns und singen "Laudate omnes gentes".

Wegbeschreibung

Länge des Weges: ca. 23 km
Gehzeit: (ohne Pausen) bei mäßigem Pilgertempo: ca. 6 Stunden
Ausgangsort: Stadtkirche in Neustadt i. H.
Zielort: St. Michaelis, Eutin

Vom Marktplatz in Neustadt der Brückstraße hinab folgen, die Brücke überqueren, weiter geradeaus auf der Eutiner Straße, bis nach kurzer Zeit an einer rechts abzweigenden Straße die Markierung des Europäischen Fernwanderweges E1, das Andreaskreuz (X), angebracht ist. Dieser Markierung bis Eutin folgen. An der Stadtbucht des Großen Eutiner Sees zweigt der E1 rechts ab. Nach Überquerung der Bebensundbrücke den E1 verlassen und nach Augenschein (Orientierung am Turm von St. Michaelis) zur Kirche gehen.

Karte: Wander- und Freizeitkarte Nr. 11 Lübeck/Neustadt", M 1: 50 000, und Wander- und Freizeitkarte "Holsteinische Schweiz", M 1:25 000, des Landesvermessungsamtes Schleswig-Holstein